Hallo liebe Leser,
ich habe ja schon in dem Blog WoMo Um- und Ausbau einiges dazu geschrieben, was ich an Einbauten vorgenommen habe, um Die Reisende als mobilen Arbeitsplatz zu nutzen. Hier möchte ich dies einmal im Zusammenhang darstellen, ohne dabei auf die eigentlichen Ein- und Umbaudetails einzugehen, und zugleich auch auf einige andere Punkte, die nicht direkt mit den Umbauten zusammenhängen, aber für die Nutzung als Arbeitsplatz für mich wichtig sind, eingehen. Vielleicht ist da für diejenigen, die sich überlegen als digitale Nomaden auch ein Wohnmobil als Basis zu nutzen, die eine oder andere Idee dabei.
Damit das Leben und Arbeiten im Wohnmobil funktioniert, war für mich wichtig, dass ich von Seiten der Stromversorgung möglichst autark bin. Dazu war ein Stromkonzept erforderlich, dass darauf abzielt, ohne Komfortverlust möglichst wenig Strombedarf zu haben, und alle möglichen Verlustleistungen so weit als möglich zu vermeiden. Zudem sollte es möglich sein, die Akkukapazität ausschließlich per Solarmodulen und ggf. Ladebooster von der Lichtmaschine aufzuladen und zwar ganzjährig, d.h. mindestens den Verbrauch unter der Woche so weit als möglich ausgleichen zu können. Dabei sollte das bereits vorhandene Equipment eingesetzt werden und nur wo nötig durch weitere Komponenten ergänzt werden.
Nun stellt sich natürlich die Frage, was Komfortverlust bedeutet. Ich halte es da mit Mark von Bergbrise Camping. Super Kaffeevollautomat muss nicht sein. Eine French Press und eine Kaffeemühle reichen uns. Neben einer handbetriebenen Kaffeemühle haben wir uns den Luxus einer elektrischen Kaffeemühle geleistet, die mit 5V per USB aufgeladen wird und den Kaffee für zwei große Tassen (Mugs) in zwei Minuten selbstständig malt. Wenn wir dann unterwegs sind, drücke ich bei der Kaffeemühle einmal auf den Startknopf, bevor ich Wasser in den Kessel fülle und den Gasherd anschalte, und bis das Wasser kocht, ist der Kaffee auch gemahlen. Ca. alle fünf Mahlvorgänge muss man sie einmal aufladen und das ist nach ca. einer Stunde abgeschlossen. Auch einen Fön benötigen wir nicht. So war die Frage nach einem leistungsstarken Wechselrichter erst einmal vom Tisch.
Aber wie viel Lade- und Speicherkapazität brauche ich den nun. Also ging es zunächst einmal ans Rechnen.
Zunächst habe ich für alles, was erneuert wurde, konsequent verbrauchsarme 12V- oder 5V-Lösungen gesucht. Licht im Wohnmobil gibt es jetzt mit drei 12V-LED-Unterbauleuchten von REV und einem LED Lichtband in der Nasszelle, die statt aus dem mitgelieferten Netzteil von den Bordakkus versorgt werden. Mit einer Leistungsaufnahme von 9W je Leuchte, von denen maximal zwei zeitgleich und das auch nur kurzzeitig eingeschaltet sind, ist der Verbrauch der Beleuchtung im Winter bei durchschnittlich sechs Stunden Betriebsdauer und etwa 12W mittlerer Leistungsaufnahme (9W Dauerlast plus maximal zwei Stunden mit zwei Leuchten) bei 6Ah. Anders sieht es da schon bei der 60 l Kühlbox aus. Diese hat eine Leistungsaufnahme von 72W, was bei 12V 6A ausmacht. Zum Glück ist die Kühlbox gut isoliert und, da kalte Luft schwerer als warme ist, muss sie auch nach dem Öffnen nicht so stark nach kühlen, da die kalte Luft in der Box bleibt und nur die oberste Schicht etwas wärmer wird. Die Erfahrung zeigt, dass auch im geheizten Wohnmobil das Kühlaggregat der Kühlbox nie mehr als 10 Minuten pro Stunde läuft. Am Tag macht das vier Stunden Gesamtlaufzeit und damit 24Ah Stromverbrauch. Zusammen mit dem Licht sind das dann 30Ah.
Für die Ausstattung mit Solar standen zunächst zur Verfügung:
- ein faltbares Solarmodul mit zwei Panelen und zusammen 160Wp und einer Leerlaufspannung von 22,3V, die parallel verdrahtet sind
- ein MPPT-Laderegler mit maximal 20A Ladestrom und einer maximalen Eingangspannung von 100V
- ein LiFePo4 Akku mit 100Ah
Da die Solarzellen aber nicht optimal ausgerichtet sind – sie liegen ja flach auf dem Dach – erreichen wir in den Gegenden, in denen wir meist unterwegs sind, ca. 89% durchschnittlichen Wirkungsgrad gemäss den Neigungswinkel-Tabellen, die man auf diversen Internet-Seiten findet. Mit den Daten der aufgeführten Komponenten kommen wir so auf einen maximalen Ladestrom von 12,2A oder ca. 146Ah Ladekapazität pro Tag. Ziehe ich die Grundlast davon ab, dann verbleiben im Jahresdurchschnitt noch 116Ah für weitere Verbraucher.
Schauen wir also die anderen Verbraucher an. Reicht die Kapazität, um länger mit dem Notebook zu arbeiten und das Internet zu nutzen. Dazu muss man unterscheiden, wie die Geräte mit Strom versorgt werden können. Ideal sind solche Geräte, die mittels Power Delivery (PD) versorgt werden können. Es gibt mittlerweile PD Inverter zum Einbau mit bis zu 100W. Ein gängiges Business-Notebook mit 14 oder 15,6 Zoll Display benötigt zwischen 65 und 100W also einen Strom von ca. 5,5 bis 8,3 A. Um den Bedarf genauer abzuschätzen, nehme ich die Daten des Notebooks, dass mein aktuelles vom gleichen Hersteller, das noch kein PD kennt, ersetzen soll. Es hat einen 99Wh Akku und unter Arbeitsbedingungen eine geschätzte Laufzeit von 10 Stunden. Damit würde es pro Stunde 9,9 Wh verbrauchen. Der Ladestrom des Geräts beträgt 5A bei 20V. Der PD-Inverter müsste einschließlich Eigenverbrauch ca. 8,4 A bei 12V aus dem Akku ziehen und könnte das Notebook in ca. 1,5 Stunden wieder komplett laden. Dies entspricht auch dem Erfahrungswert mit vergleichbaren Geräten bei Kunden.
Dazu kommt noch ein mobiler Full HD Monitor mit 15,6 Zoll Bildschirmdiagonale, der über USB mit 5V und 2A versorgt wird, so dass ich mit zwei Monitoren arbeiten kann. Der USB-Adapter würde dafür also nochmal knapp 1A bei 12V benötigen. Zusammen wäre das dann ein Strom von etwa 9,5A für Notebook und Monitor. Bei einer Nutzung über ca. 8,5 Stunden ergibt sich ein Bedarf von ca. 81Ah.
Nicht einkalkuliert ist bisher der Verbrauch des LTE-Routers. Der Teltonika RUT951 hat im Betrieb eine Leistungsaufnahme von maximal 7W was bei 12V einen Strom von ca. 0,6 A ergibt. Da der auch läuft, wenn nicht gearbeitet wird, um z.B. mit dem Tablet oder Smartphone im Internet zu surfen, gehe ich von einer täglichen Betriebsdauer von 16 Stunden aus, was weitere 9,6Ah ergibt, so dass ich mit Notebook und Monitor auf maximal 90Ah komme. Damit wäre ich noch unter den verfügbaren 116Ah.
Nun ist aber im Winter erstens die Tageslichtdauer kürzer und auch die Lichtintensität deutlich geringer, während sie im Sommer entsprechend höher ist. Die Grundlast bleibt im wesentlichen gleich außer an Tagen, an denen Die Reisende unbeheizt steht, weil dann die Kühlbox seltener bzw. bei unter 7°C im Fahrzeug nicht mehr anläuft.
Aktuell nutze ich oft noch ein weiteres 11,6 Zoll Notebook zusammen mit dem Monitor, welches über ein einstellbares Kfz-Notebook-Netzteil versorgt wird und maximal 3A Ladestrom benötigt. Bei 8,5 Stunden Betrieb wäre der Verbrauch damit bei ca. 25Ah bzw. zusammen mit dem Monitor ca. 34Ah. Mit dieser Kombination komme ich auch im Winter mit der Ladekapazität der Anlage aus, wenn die Akkus bei Aufbruch zu einer Geschäftsreise voll sind.
Zudem muss ich in der Regel nie ausschließlich im WoMo arbeiten, sondern kann einen großen Teil des Tages beim Kunden arbeiten und dann mit voll geladenem Notebook am Nachmittag ins Wohnmobil zurück. Meist hält dann der Akku des Notebooks für die Zeit, die ich noch benötige, oder ich nutze dann sofort das kleine. Da ich die wichtigen Daten alle auf meinem eigenen Cloud-Server habe und im Notfall Daten auch direkt von einem Notebook auf das andere übertragen könnte, ist die Einschränkung mit dem kleinen Notebook vernachlässigbar. Wenn ich also am Abend noch fünf Stunden arbeite oder Videos streame, verbrauche ich ca. 20Ah. Zusammen mit der Grundlast komme ich somit auf ca. 50Ah und die bekomme ich tagsüber auch im Winter erfahrungsgemäß nachgeladen, wenn ich das Wohnmobil nicht gerade in voller Abschattung parke. Und selbst wenn ich an einem Tag die Akkus nicht komplett aufgefüllt bekomme, reicht die Kapazität von 200Ah für eine Geschäftsreise.
Bildquellen: Notebook – Tuxedo Computers GmbH, Monitor – PEARL GmbH