Unsere Reisende war schon mit einer Solaranlage bestehend aus einem verklebten Flexmodul, einem PWM-Laderegler und einem auf 12V eingestellten Labornetzteil versehen, aber die Standardaufbaubatterie, die damit gespeist wurde, war für die geplante Nutzung definitiv zu klein dimensioniert und auch nicht mehr die frischeste, d.h., die Leistung hatte schon merklich nachgelassen. Es musste also mehr Power her.
Ein Blick in die Elektroinstallation, deren alte Zentrale unter der neuen Gaskochmulde lag, zeigte, dass es kaum sinnvoll sein würde, die bestehende Installation langfristig weiter zu nutzen. Zunächst war dort ein kaum zu entwirrendes Kabelknäuel und ein Blick in die Unterlagen des Wohnmobils zeigte, das auch die verbaute Stromversorgungseinheit mit dem Landstromanschluss nicht der Version im Handbuch entsprach. Also entschied ich mich für einen Parallelaufbau und anschließenden Ausbau der alten Stromversorgung sobald von der neuen Installation alle Verbraucher erschlossen wären. In der Zwischenzeit wollte ich zweigleisig fahren, d.h., Heizungszündung und TrumaVent wurden von der alten Installation versorgt und der Rest des Aufbaus von der neuen.
Da ich noch ein faltbares Panel mit 160Wp hatte, wurde es kurzerhand auf dem Dachträger verschraubt, den ich ohnehin nicht als solchen nutzen wollte, und ergänzt mit einem MPPT-Laderegler von revolt und zwei 100Ah LiFePo4 Batterien mit BMS. Die neue Schalt- und Sicherungszentrale zum getrennten an-/ausschalten der verschiedenen Stromkreise fand Platz in einem kleinen Kasten über der Tür, so dass man beim Verlassen des WoMos gleich noch alle nicht erforderlichen Verbraucher,wie z.B. die Pumpe, von der Stromversorgung trennen kann. Sobald die alte Aufbau-Elektrik komplett abgebaut ist, soll die Schaltung rechts noch mit einer Lademöglichkeit über Landstrom ergänzt werden und zusätzlich soll auf dem Dach ein weiteres Solarmodul mit 240Wp montiert werden, so dass dann insgesamt 400Wp Solarkapazität zur Verfügung stehen.
Die Konstruktion der Kabeldurchführung stammt von einem Tipp aus einem anderen Blog, allerdings weiß ich aufgrund der Vielzahl der Quellen, in denen ich vor Beginn des Umbaus recherchiert habe, nicht mehr, wer der Ideengeber war. Die Konstruktion besteht aus einem IP65 Kleinverteiler und einem Stück 10 mm Installationsrohr auch als STAPA-Rohr bekannt. Dieses habe ich mit ca. 1,5 cm Überstand in die Dachbohrung geklebt. In die Rückwand des Kleinverteilers kam mittig ebenfalls eine 10 mm Bohrung und dann habe ich den Kleinverteiler mit Sikaflex so auf dem Dach verklebt, dass das Rohr im Innern etwas hochsteht. Sollte doch einmal Feuchtigkeit in die Dose eindringen, kann diese nicht direkt in die Dachkonstruktion eindringen. Wenn der Urheber des Tipps dies hier liest, kann er mich gerne anschreiben, damit ich die Referenz ergänzen kann.
Um unsere Smartphones, Notebooks und Tablets aufzuladen, dienen die USB-Steckdosen, die jeweils mit zwei Power Delivery (PD) und einem Quick Charge 3.0 (QC) Steckplatz ausgestattet sind und jeweils bis 97W Anschlussleistung bieten. Für ältere Notebooks ohne PD-Funktion steht noch ein Kfz-Notebooknetzteil mit 65W und einstellbarer Ausgangsspannung bis 22V zur Verfügung. Dieses wird über gewöhnliche Kfz-Steckdosen am Sitzplatz angeschlossen. Zudem sind neben den PD/QC Steckdosen noch zwei UBS Steckdose mit je zwei 2,1A USB-A-Anschlüssen jeweils links und rechts an der Sitzgruppe montiert.
Als Beleuchtung dienen gewöhnliche 12V Lichtleisten und Lichtbänder, die statt über das mitgelieferte Netzteil direkt vom neuen 12V-Netz im Aufbau versorgt werden.
Da nicht alle 12V-Geräte über eine eigene Spannungsstabilisierung verfügen und bei Speisung mit 13 V oder mehr Schaden nehmen könnten, erwäge ich das mittlerweile ausgebaute Labornetzteil aus dem inzwischen weitestgehend abgebauten alten Bordnetz wieder einzubauen, um geglättete 12V im Bordnetz bereitstellen zu können. Allerdings hat dieses Gerät einen nicht zu unterschätzenden Eigenverbrauch, so dass es nur bei Bedarf (abschaltbar) und für sensible Abnehmer zum Einsatz kommen sollte, genauso wie auch ein zuschaltbarer Inverter für 230V AC. Bisher hatte ich allerdings bei den 12V-Verbrauchern noch keine Probleme aufgrund der höheren Batteriespannung und die sensibleren Geräte wie Notebook, Tablet, Smartphones und Kameraakkus werden ja ohnehin über USB-Adapter, Kfz-Notebooknetzteil oder Power Delivery mit stabilisierten Spannungen geladen, so dass ich für das Labornetzteil noch keinen Bedarf gesehen habe.
Da ich für den Anschluss der Solarmodule ohnehin ein Loch in das Fahrzeugdach bohren musste, installierte ich auch gleich noch eine LTE-Außenantenne und führte die Kabel der Antenne zusammen mit den Zuleitungen zum MPPT-Regler durch die neu gebohrte Öffnung. Im Inneren des WoMo sorgt eine Fritz!Box 6890 LTE für WLAN und die Außenantenne garantiert mir auch bei schwacher Netzabdeckung guten Empfang. Eine Alpenrundreise im Sommer 2023 hat das bestätigt. Zusammen mit einer SIM-Karte mit Europa-Flatrate kann das WoMo fast überall in Europa auch als mobiles Büro dienen. Im Zuge des weiteren Umbaus soll auch noch eine RJ45-Dose am Sitzplatz installiert werden, um Notebooks mittels Ethernet-Kabel mit der Fritz!Box verbinden zu können.